Durch eine Studie der Universität Missouri /USA mit Tamara Ford und anderen wurde erkannt, dass unmelassierte Rübenschnitzel die positiven Darmbakterien fördern und so Magen-Darm-Erkrankungen vorbeugen.

Hier noch ein Text von mir aus meinem Futterkurs für artgerechte Pferdefüttegrung:

Rübenschnitzel entstehen bei der industriellen Zuckergewinnung. Viele nennen Rübenschnitzel daher auch „Abfallprodukt“. Das hat irgendwie viel Negatives an sich, ich würde es daher eher Nebenprodukt aus den Zuckerrüben bezeichnen.

Um den Zucker zu gewinnen werden die Zuckerrüben vom Feld klein zerhäckselt. Man bekommt übrigens auch Rübenhäcksel in diesem Zustand. Es sind dann sogenannte Vollschnitzel, die noch den gesamten Zuckergehalt enthalten und damit für Pferde ungeeignet sind, wenn sie in größeren Mengen verfüttert werden.

Um den Zucker zu gewinnen, wird mit heißem Wasser und mit Kalkmilch der Zucker aus dem Rübenmark herausgelöst. Dieser zuckerhaltige Saft wird dann weiter zum Zucker verarbeitet. Dies interessiert uns nun nicht weiter. Von der Zuckerrübe bleibt das vom Zucker ausgelaugte Rübenmark übrig. Dieses wird getrocknet und zu Pellets verarbeitet, die man dann als eingeweichte Trockenschnitzel den Pferden als Futter geben kann. Nun kann man ja denken, dass es toll ist, weil kein Zucker mehr enthalten ist. Damit jedoch die Pellets in Form bleiben wird dem Rübenmark Melasse zugegeben. Und Melasse ist wiederum ein Nebenerzeugnis aus der Zuckergewinnung. Nämlich ein recht zäher Zuckersirup. Dieser Zucker kann nicht mehr kristallisiert werden und wird daher für andere Zwecke genutzt. Melasse besteht zu etwa 60% aus reinem Zucker.

Es gibt allerdings inzwischen auch melassefreie Rübenschnitzel. Die Firma Pavo bietet mit ihren „SpeediBeets“ eine Alternative an. Auch die Kwik Beets von Dodson und Horrell sind eine Alternative. In beiden Produkten liegt der Zuckergehalt bei etwa 5%, während er in Rübenschnitzeln mit Melasse bei über 20% liegt. Man kann sich nun aber bereits vorstellen, was die Pferde lieber mögen. Nicht nur wir Menschen lieben Süßes, auch Pferde bevorzugen natürlich süße Futtermittel und die SpeediBeets werden häufig nicht so gern aufgenommen. Man kann sie allerdings wieder mit anderen Mitteln schmackhafter machen und mal eine Banane, einen Apfel oder Kräuter untermischen.

Trockenschnitzel sind immer (!) einzuweichen. Ansonsten ist die Gefahr der Schlundverstopfung und der Magenüberlastung sehr, sehr groß. Die melassehaltigen Schnitzel sind mindestens zwei Stunden, besser aber über Nacht einzuweichen. Die Alternativ-Produkte ohne Melasse weichen dagegen schneller auf. Sie sind schon nach einer viertel Stunde verfütterbar. Man gibt mindestens die dreifache Menge an Wasser zu den Schnitzeln, damit alles gut aufquellen kann.

Bei warmem Wetter sind die eingeweichten Rübenschnitzel so schnell wie möglich dann zu verfüttern, denn sie fangen sehr schnell an zu gären.

Zuckerrübenschnitzel enthalten jedoch noch mehr und zwar Pektine und relativ viel Calcium. Wir können daher mit Rübenschnitzeln auch einen ungünstigen Phosphorüberschuss ausgleichen. Pektine sind pflanzliche Polysaccharide, also großkettige Zuckermoleküle. Sie liefern die Energie, welche ungefähr mit der des Hafers gleichzusetzen ist, und hat zusätzlich eine Schutzfunktion im Magen. Überschüssige Magensäure kann durch Pektine aufgenommen werden. Dies ist bei längeren Fresspausen sehr wertvoll, wenn diese nicht vermieden werden können. Mein altes Pferd ohne Zähne bekam abends seinen letzten Brei aus HeuCobs und Rübenschnitzeln, weil es dann über Nacht kein weiteres Futter fressen konnte. Rübenschnitzel sind eingeweicht auch für alte Pferde natürlich besonders gut aufzunehmen. Rübenschnitzel sind außerdem rohfaserreich, was in der Pferdefütterung erwünscht ist.
Pferde müssen sich an neue Futtermittel gewöhnen können. Daher steigert man eine kleine Menge Rübenschnitzel nur langsam auf max. 500 Gramm pro Tag. Größere Mengen sind nicht zu empfehlen.

Hufreheponys und andere stoffwechselkranken Pferde sollten natürlich keine Futtermittel mit so starkem Zuckeranteil bekommen. Sie dürfen höchsten kleine Mengen der Alternativ-Produkte erhalten.

Ich denke, dass man Pferde daran langsam gewöhnen muss und dass man auch das Einweichen, die Menge usw. gut im Auge behalten muss, es aber ansonsten ein wertvolles Futter sein kann. Im Gegensatz zur Stärke, die sehr schnell aufgenommen wird, liefert das Pektin seine Energie nur sehr langsam.

Liebe Grüße

Birte